RespekTIERlich

Es ist endlich so etwas wie Frühling und Suza genießt die gerade schon erträgliche Abend-Temperatur im Biergarten der Limobar, als ich mich zu ihr setze. Ich sehe sie an und zeige auf mein Gesicht: „Siehst du?! Das ist das Gesicht, was ich mache, wenn ich wirklich keinen Bock mehr hab.“
Mone lächelt mich etwas mitleidig an: „Ich weiß. Ich kenne das Gesicht. Aber oft gesehen habe ich es noch nicht. Was ist los?“
„Die Menschen! Kaum haben sie in den ersten Frühlingsstrahlen Ausgang, schon benehmen sie sich wie rattig räudige Silberrücken im Affenhaus.“ RespekTIERlich weiterlesen

Wutwelle

Es fühlt sich wie eine Ewigkeit her an, dass ich das letzte Mal in der Limobar war. Dennoch finde ich den Weg und betrete beschwingt die Gaststätte. Suza erwartet mich natürlich bereits, ebenso wie ein Blick von ihr, der töten könnte.  Ich versuche in Suzas Augen zu lesen, was los ist, doch diese sieht nun erzürnt zum Nachbartisch, wo ein Handy so laut pingt, dass selbst Hubert hinter der Theke einen kleinen Schreck beim Einschenken bekommt. „Was ist los?“, frage ich nun mein Gegenüber und los geht das Donnerwetter. Wutwelle weiterlesen

Welt retten

Ich sitze in der Limobar und warte auf Suza. Ja, ich bin heute vor ihr da, weil es in mir brodelt und ich es kaum abwarten kann, sie mit Dingen zu konfrontieren, die diese Welt zu einem sehr, sehr schlechten Ort, um dort zu leben, machen. Aufgebracht ziehe ich am Strohhalm meines heute mal speziell vitaminreichen Getränks, als Suza den Raum betritt und ich an ihrem Blick erkennen kann, dass sie an meinem Blick erkannt hat, was nun auf sie zukommt. Welt retten weiterlesen

Die Qual der Wahl

Äußerst unwillig trotte ich Suza hinterher, die fest davon überzeugt ist, dass es eine ganz hervorragende Idee ist, am Mittwochabend vor Weiberfastnacht noch schnell ein paar neue Karnevalskostüme zu shoppen. Immerhin habe ich es mit aller grundsätzlicher Euphorie zur Sache – also lethargisch mit aufgesetztem Lächeln – geschafft, sie davon zu überzeugen, dass mich kein Mensch, kein Pferd und noch nicht einmal das Wort „Feigling!“ – dieses Mal – in eine der großen Ketten mit Riesenauswahl an anderen Tollwütigen, die jetzt noch Kostüme brauchen, bringen kann, es demnach also ein kleiner, unbekannter Einzelhandelsladen sein muss. An einem kleinen Schaufenster in einer Seitenstraße bleibt Suza stehen und klatscht freudig in die Hände. Ich laufe in sie rein und verdrehe die Augen. Die Qual der Wahl weiterlesen

Jeder Jeck

Ich sitze in der Limobar und warte auf Mone. Sie ist nicht zu spät. Ich bin zu früh. Eigentlich ist sie niemals zu spät. Ich habe mir aber angewöhnt, immer eher da zu sein.  Mone betritt meist völlig hektisch und aufgewühlt den Raum, weil sie denkt, sie sei unpünktlich. Das ist ihr gemeinhin so unangenehm, dass sie umgehend versucht, ihre vermeintliche Verspätung zu überspielen und sofort los babbelt. Dabei sieht sie nicht auf die Uhr, bemerkt nicht, dass sie gar nicht zu spät ist und ich lasse sie schmunzelnd in dem Glauben. Es funktioniert. Solange ich warte, kann ich außerdem über das ein oder andere nachdenken, mal zur Ruhe kommen und den Trubel der Welt aus meinem Kopf verbannen. Heute allerdings fällt es schwer. Eigentlich ist es unmöglich. Jeder Jeck weiterlesen

Die Schlacht um die fünf Klos

„Suza, bis wir hier eine Karte haben, ist der Film schon halb rum! Oder ist das ’ne Demo? Wofür? Wogegen? Und wenn, ja, das ist eh schwer zu sagen dieser Tage, oder?“  Verzweifelt stehe ich am Ende der Menschenversammlung, die sich gleichmäßig auf der Fläche zwischen Kinokasse und Eingangstür verteilt hat. Suza nickt. „Und jetzt?“, frage ich unleidlich. „Ab in die Limobar? – Ehrlich, das nevt doch total; da hat man sich was vorgenommen, alles präzise geplant, ist den langen Weg hierhergekommen und dann sowas!“ Suza kramt in ihren Taschen, und dass sie trotz unseres Riesenproblems so unbeteiligt wirkt, macht mich nervös. Als sie endlich gefunden hat, was sie sucht und mir vor die Nase hält, geht es mir etwas besser. Die Schlacht um die fünf Klos weiterlesen

Der Tod und das Trash-TV

„Weißt, du, warum ich das Dschungelcamp gucke, Suza?“ Ich überfalle sie direkt mit dieser rhetorischen Frage, als sie sich zu mir setzt. Heute bin ich pünktlich, überpünktlich sogar. Und das liegt vor allen Dingen daran, dass ich beschlossen habe,  meine Tugend Pünktlichkeit nicht zerstören zu lassen.  Vor allen Dingen nicht von etwas, das nicht einmal greif- oder kuschelbar ist oder mit www beginnt. Ein bisschen liegt es auch daran, dass ich von einem anderen Termin komme und der zu früh zu Ende war. Die Zeit bis Suza hier aufschlug, habe ich damit verbracht, auf mein Handy zu gucken und im Internet zu surfen. Der Tod und das Trash-TV weiterlesen

It’s all about the traffic!

Als ich die Limobar betrete, sitzt Suza schon an ihrem Stammplatz und ihr gegenüber steht mein Getränk. Ich bin schon wieder zu spät. Pünktlichkeit ist dieser Tage zu einem Luxus geworden. Genauso wie handgeschriebene Briefe. Oder WLAN-freie Hotspots am Strand von Honolulu oder Timmendorf. Aus Prinzip bin ich der Meinung, dass mir der Mensch, auf den ich warte, meine Zeit stiehlt, sobald die erste Minute Verspätung zu ticken beginnt. Und dennoch ist das Quatsch, denn spätestens dann gesellt man sich doch zu der freilaufenden Gemeinschaft der Gebückten, senkt den Kopf und beschäftigt sich mit elementaren Dingen in seinem Handy, um Zeit zu sparen, schnell noch Dinge zu erledigen. Wer guckt denn noch wartend einfach in die Gegend? Da würde man doch umgehend verdächtigt, ein Terrorist oder Zeuge Jehovas beim Auskundschaften neuer Opfer zu sein. Suza guckt nicht auf ihr Handy, sondern auf den Wirt Hubert, der just in diesem Moment ein großes Tablett voll mit Gläsern über die Theke schmeißt. Aus Versehen oder aus Spaß ist spontan nicht auszumachen, zumindest bekommt er einen gigantischen Lachflash. Ich begrüße Suza mit einer Entschuldigung: It’s all about the traffic! weiterlesen

Ein Blog!

Oder: wie alles begann.

„Ein Blog!“, denke ich, als ich die Limobar betrete.  „Ein Blog!“, denke ich auch, als ich mich Suza gegenüber an den Tisch setze und sie anlächle. Sie lächelt zurück und fragt frech, wissbegierig: „Was?“ – „Ein Blog!“, sage ich und hole meinen kleinen Notizblock heraus. Auf den schreibe ich: „Blog!“ „Was meinst du damit?“, fragt mich mein Gegenüber, während mir Hubert, der Wirt, ganz unaufgefordert mein Standardgetränk vor die Nase stellt. Ich nicke dankend und verrate Suza meine geniale, neue Idee:

Ein Blog! weiterlesen