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Große Kleinigkeiten

Große Kleinigkeiten

Nahezu entsetzt starre ich auf Mones Hände, die die meinen halten. Wir sitzen in alter Tradition und wie sehr lange schon nicht mehr an einem Tisch in der Limobar, während Hubert so tut, als poliere er Gläser.
Zwei Dinge sprechen für Mones Verhalten. Die Pandemie samt Kontaktbeschränkungen ist längst vorbei. Und ich habe sehr schöne und weiche Hände. Zwei Dinge sprechen dagegen: Valentinstag ist auch vorbei und wir wollen ja nicht versehentlich noch Lesben werden.

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Aller guten Dinge sind beide Arme

Hubert ist betrübt. Er reicht mir zwei Gläser blutroten Tomatensaft mit Pfeffer und als ich ihm sage: „Das war verdammt knapp, was?!“, verengen sich seine Augenschlitze und sein Blick soll wohl töten. „Tut mir leid“, schiebe ich schnell hinterher, als ich mich entferne und zu Suza hinübergehe. Wir wollen Hubert unterstützen, denn er hatte sich so gefreut, dass er den Biergartenbereich hätte öffnen dürfen, wenn nicht kurz vorher der Inzidenzwert von über 100, also 100 Corona-Infizierte pro 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen, überschritten worden wäre. Und somit die Notbremse gezogen wurde. „Inzidenzwert … ein Begriff, den jeder Grundschüler erklären kann dieser Tage …
Ich wünsche mir eine Erklärung für dieses Hin und Her an Bestimmungen in der Pandemie, das mittlerweile kein Mensch mehr überblicken kann. Als ich 50 Schritte gegangen bin, hänge ich noch mal 25 dran, weil ich kurze Beine habe. So bin ich sicher, dass ich den, von der Regierung geforderten, Mindestabstand zur Ausgabestelle von Getränken einhalte. Ich überlege, ob dieser Tomatensaft in meinen beiden Händen tatsächlich das Gefühl von Urlaub und Im-Flieger-sitzen simulieren kann.

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Alles normal

Ich sitze am Straßenrand und warte. Auf Suza. In der linken Hand, wie in der Rechten, habe ich je ein Glas Limo. Mit dem Fuß schiebe ich ein Stöckchen vom einen Kopfsteinpflasterstein zum nächsten und zurück. Als ein Auto vorbeikommt, ziehe ich die Füße ein. Es ist das erste Auto innerhalb der halben Stunde, in der ich nun hier hocke. Ich denke, dass Suza unbedingt etwas an ihrer Pünktlichkeit tun muss. Die hat in letzter Zeit wirklich schwer nachgelassen. Dann sehe ich sie um die Ecke biegen und in meine Richtung schlendern. Ob sie lächelt, weil sie mich sieht, kann ich aus der Entfernung nicht beobachten. Sie trägt eine Gesichtsmaske.

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Covidioten

Mone und ich betreten das kleine Geschäft des griechischen Gyros-Bauers unseres Vertrauens. Wir wollen in die Limobar, aber seit Corona stellt uns Hubert keine Salzstangen mehr auf den Tisch. Wir werden also Hunger bekommen und dem wollen wir vorbeugen.
Der Imbiss ist recht leer. In einer Ecke sitzt ein molliger Rentner und lutscht schweigend seine Pommes. Kostas und seine Frau bewegen sich geschäftig hinter der Theke, die durch Plexiglas vom restlichen Raum abgetrennt ist. Spuckschutz im großen Stil. Wir wissen, was wir wollen und bestellen. Dann warten wir. Vor uns hat eine Frau im besten Alter bestellt. Sie trägt ihre Maske unter der Nase, rückt sie alle zwei Minuten mit ihren Fingern auf ihrer Lippe hin und her. Sie hat eine ausgelutschte blonde Dauerwelle auf ihrem Kopf. Und „Dauerwelle“ ist nun auch ihr Thema, über das sie leider zu sprechen beginnt.

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Gute Gründe gibt es nicht

Der Januar ist zur Hälfte rum und wie jedes Jahr sitze ich um diese Zeit Suza gegenüber und habe ihr eine – und immer dieselbe – Frage gestellt. Ich warte auf ihre Antwort und sehe dabei zu, wie Hubert die Weihnachtsdeko abhängt und durch Karnevalsgirlanden ersetzt. Den ein oder anderen Osterhasen stellt er auch schon einmal auf. Seine Begründung dafür: „Die Zeit rennt. Dieses Jahr will ich mich von ihr nicht überholen lassen!“
Suza holt einmal tief Luft und beginnt mit der Antwort meiner Frage, indem sie die Frage wiederholt, was jeder tut, der sich seiner Antwort noch nicht so ganz sicher ist:
„Warum ich das Dschungelcamp gucke?“

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Endlich wieder Eier

Ich bin höchst empört. Mit schwungvoller Kraft stoße ich die Tür zur Limobar auf. Die drei Gäste, die in Ruhe den Tag und Feierabend genießen und friedlich an den Tischen vor ihren Getränken sitzen, bekommen einen Schreck und zwei von ihnen werfen sich spontan unter den Tisch, weil sie einen Amoklauf vermuten.
Suza dreht, recht entspannt, den Kopf und lächelt mich an. „Na?!“, fragt sie. Mir ist nicht nach „Na?!“ Ich knalle die Zeitung, die ich in der Hand habe, auf den Tisch und donnere los: „Suza! Wir hatten eine Vereinbarung! Wir wollten nicht mehr, dass das, was wir denken, reden und tun, in der Öffentlichkeit auftaucht! Das machen die Smartphones, intelligente Lautsprecher und was weiß ich was noch automatisch, wenn sie uns abhören! Und was machst du? Du veröffentlichst einen Artikel in der Zeitung! In der Zeitung!“ Ich lasse mich auf einen Stuhl fallen und sehe Suza an. Ich schüttle fassungslos den Kopf. „Und dann auch noch so einen Artikel. Der kann dich den Kragen kosten!“
„Quatsch“, erwidert Suza, „für so einen Artikel muss man Eier haben!“
Die anderen Gäste sehen neugierig zu den zwei Frauen hinüber. Ich bemerke das, greife die Zeitung und lese laut vor:

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Gönnen können

Ich stehe mitten in der Stadt, vor einem mächtigen Portal, an dessen Seite mächtige Fackeln brennen und der überdimensional mächtige Löwenkopf über dem Eingang muss Suza wohl viel eher in der Ferne entdeckt haben als ich. Heute wollen wir mal auf die Limobar verzichten, aus dem einfachen Grund, dass Hubert immer noch keine Hummerschwänze, Black Angus Dry Aged Rib Eye Steaks, geschweige denn Champagner auf der Karte hat. Heute wollen wir aber feiern. Es ist Dienstag und an diesem Tag ist absolut nichts Besonders. Es spricht also total gar nichts dagegen, heute einfach mal das Leben und insbesondere uns mit einem fetten Essen zu ehren. Mann muss sich auch mal was gönnen können. Gönnen können weiterlesen

Leben

Ich sitze in der Limobar. Hubert steht neben mir. Er hat Fragen: „Wo wart ihr?“; Warum habt ihr nicht mehr diesen Blog geschrieben?“
Eigentlich wäre mir die Frage nach dem, was ich trinken mag lieber, aber nun gut …:
„Wir haben gelebt, Hubert, wir haben gelebt … Die Zeit vergeht so schnell.“
Hubert scheint mit dieser Aussage nicht ausreichend zufrieden:
„Der Blog?“, fragt er grimmig.
„Muss man denn immer alles aufschreiben? Mittlerweile ist man cooler, wenn man keinen Blog schreibt. … Und wo wir gerade drüber sprechen .. vielleicht ist man auch bald cooler, wenn man den Sonnenuntergang genießt, statt 246 Mal fotografiert. …“
Hubert grumpft, als Suza den Raum betritt. Leben weiterlesen

Die Welt ist gut!

„Der Mensch ist schlecht. Aber auch das ist nur in Teilen richtig. Wichtig ist doch, den Glauben und das Vertrauen in das Gute nicht zu verlieren.“ Dies sind meine Gedanken, als ich Richtung Limobar marschiere, um Suza zu treffen.  Ich passiere ein junges Paar, ein Kind im Kinderwagen schiebend, was sich gerade über Nachtische unterhält. Die Welt ist gut! weiterlesen

Kindergarten der Kommunikation

Ende April und noch immer müssen wir uns in den miefigen Innenräumen der Kneipen verstecken, statt uns öffentlich in den Biergärten der Republik präsentieren zu dürfen.
Meine Laune ist mies als ich die Limobar betrete. Das Wetter, die Menschen, die Kommunikation … und Suza hat es mal wieder geschafft, mich noch vor 8 Uhr an diesem Morgen zur Weißglut gebracht zu haben.
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